- Kepler
- Kẹpler,Johannes, Astronom und Mathematiker, * Weil (heute Weil der Stadt) 27. 12. 1571, ✝ Regensburg 15. 11. 1630. Kepler, der aus bescheidenen Verhältnissen stammte, besuchte die Lateinschule in Leonberg. 1583 legte er das »Landexamen« ab, was ihm die Berechtigung verschaffte, ein Theologiestudium als Stipendiat zu absolvieren. Er besuchte die Klosterschulen in Adelberg (1584) und Maulbronn (1586) und kam 1589 an die Universität Tübingen, um dort evangelische Theologie zu studieren. Sein wichtigster Lehrer war der Mathematiker und Astronom Michael Mästlin, der ihn mit dem kopernikanischen Weltbild vertraut machte. 1594 ging Kepler als »Lehrer der Mathematik und der Moral« an die evangelische Stiftsschule nach Graz. Zugleich wurde er Mathematiker der Landesregierung und erstellte in dieser Eigenschaft Kalender mit »Prognostica«. Da seine Voraussagen für das Jahr 1594 (kalter Winter, Türkeneinfall) weitgehend zutrafen, wurde Kepler als Astrologe schnell berühmt. 1596 erschien das »Mysterium cosmographicum« (»Das Weltgeheimnis«), in dem Kepler in spekulativer Weise das kopernikanische System mit den fünf platonischen Körpern verknüpfte.1600 wurde Kepler mit seiner Familie im Zuge der Gegenreformation aus Graz vertrieben und siedelte nach Prag über, wo er Assistent von T. Brahe, nach dessen Tod (1601) sein Nachfolger als kaiserlicher Mathematiker Kaiser Rudolfs II. wurde. Bei der Auswertung des ihm von Brahe überlassenen Beobachtungsmaterials erkannte Kepler, dass nur die Annahme einer Ellipsenbahn für den Mars mit den Daten vereinbar war. Indem Kepler die Erfahrung in ihrem Aussagewert über die Autoritäten und über die Bibel stellte, vollzog er eine für die neuzeitliche Naturwissenschaft entscheidende Wendung. In der Folgezeit beschäftigte sich Kepler intensiv mit der antiken Kegelschnittlehre (Apollonios von Perge) und erkannte, dass sich die Parabel als Grenzfall von Ellipse und Hyperbel auffassen lässt. Er stellte auch als Erster Brennpunktsgleichungen für die Kegelschnitte auf. Seine Entdeckung des ersten und zweiten keplerschen Gesetzes teilte er 1609 in der »Astronomia nova« (»Neue Astronomie«) mit. Das dritte keplersche Gesetz findet sich erst in »Harmonices mundi« (»Weltharmonik«) von 1619. Wichtig für die weitere Entwicklung der Physik war Keplers These (1621), eine von der Sonne ausgehende Kraft (lateinisch »vis«) verursache die Planetenbewegung. Unter dem Eindruck zunehmender Repressionen nahm Kepler 1611 eine Anstellung als Mathematiker in Linz an. Im gleichen Jahr erschien seine »Dioptrice« (»Dioptrik«), die die geometrische Optik behandelt und in der er den Strahlengang in dem heute nach ihm benannten Fernrohr konstruierte.Keplers wichtigster Beitrag zur Mathematik ist die »Nova stereometria doliorum vinariorum« (»Neue Stereometrie der Fässer«) aus dem Jahre 1615, in der er Flächen und Volumina mithilfe von Indivisibilien berechnete (keplersche Fassregel). Der Umgang mit dem Unendlichen, den Kepler hier vorführte, hat entscheidend zur Entstehung der modernen Infinitesimalrechnung beigetragen. Keplers Ansatz wurde u. a. von Galilei und B. Cavalieri aufgegriffen.Bereits seit 1601 arbeitete Kepler an der Erstellung eines Tafelwerkes mit Sonnen-, Mond- und Planetenörtern. Erst mithilfe der neu entdeckten Logarithmen (J. Napier, 1614) gelang es ihm schließlich, die aufwendigen Rechnungen, die hierfür erforderlich waren, durchzuführen. Die »Tabulae Rudolphinae« (Rudolfinische Tafeln) erschienen nach vielen Schwierigkeiten 1627 und bildeten von da an für 200 Jahre die Grundlage vieler astronomischer Berechnungen. Mit seiner Einleitung in das Rechnen mit Logarithmen (»Chilias logarithmorum«, 1624) trug Kepler zur Verbreitung der neuen Rechenart in Deutschland bei.Nachdem 1626 die Gegenreformation in Linz gesiegt hatte, verbrachte Kepler mehrere Jahre auf Reisen, v. a. auf der Suche nach einem Verleger für die »Rudolfinischen Tafeln«. Ein vorteilhaftes Angebot des Kaisers, das an die Bedingung geknüpft war, katholisch zu werden, lehnte Kepler ab. 1628 trat er als Mathematiker in die Dienste von A. von Wallenstein und ließ sich in Sagan (Schlesien) nieder. Kepler starb auf einer Reise nach Linz in Regensburg. Sein letztes Werk war die utopische Beschreibung »Somnium seu astronomia lunaris« (»Traum oder Astronomie des Mondes«, 1634), in der er das Leben der Mondbewohner schilderte.Ausgabe: Gesammelte Werke, herausgegeben von W. von Dyck u. a., auf zahlreiche Bände berechnet (1-21939 folgende).
Universal-Lexikon. 2012.